RÄUMEREI
... Träumen und Ideen Raum gegeben.
VOM LEBEN IN DER WELT
POP_UP_AUSSTELLUNG + SCHAUFENSTER ATELIER
2024; Installationsarbeit; temporäres Schaufenster-Atelier; POST*36; Heidelberg
Alles existiert gleichzeitig. Alles ist in Verbindung miteinander. Alles ist interessant. Alles hat einen Wert.
Es geht darum die Dinge wahrzunehmen, ihre Qualitäten zu erkennen, sie umzuwandeln in etwas von Bedeutung und sie in Verbindung miteinander zu bringen, so dass sie sich gegenseitig in ihrem Sein stärken.
Durch Collagen und durch das Arrangieren von Werken aus diversen Werkreihen mit gefundenen Objekten, lade ich gezielt den Zufall ein und öffne den Raum für Dinge, die vermeintlich nicht zusammengehören, zusammenpassen; öffne damit den Raum für skurrile und unmögliche Möglichkeiten; öffne ich mich und den Raum für die Wunder überall, für das Wunder vom Leben in der Welt.
YOU HAVE IMMENSE POWERS
POP_UP_AUSSTELLUNG
2024; Installtionsarbeit; POST*36; Heidelberg
Allgegenwärtig sind wir konfrontiert mit Leerstand von gewerblichen sowie privaten Immobilien. Durch Zwischennutzung der Leerräume wird die Möglichkeit für Vereine, Kulturschaffende aber auch Privatpersonen eröffnet, die eigene Stadt, das eigene Lebensumfeld mit zu gestalten.
YOU HAVE IMMENSE POWERS – ist eine Pop-Up-Ausstellung, die einen zur Zwischennutzung freigegebenen Raum bespielt. Innerhalb weniger Tage ist diese Rauminstallation entstanden. Damit zeigt sie auf doppelte Weise, dass jede*r die Möglichkeit hat sich einzubringen und Dinge zu verändern; zum einen durch das spontane Ergreifen dieser Chance der Zwischennutzung, zum anderen durch die gezeigten Werke aus der Reihe URBANOLEKT. Diese Werkreihe beschäftigt sich mit dem urbanen Lebensumfeld und bedient sich bereits vorhandenem, urbanem Material; welches durch Aneignung und Bearbeitung neue Wertschätzung erfährt und so den Aufstieg „von der Straße“ an die Galeriewand schafft.
Die Ausstellung soll inspirieren und animieren mit offenen Augen durch die Welt zu gehen; wahrzunehmen was bereits alles vorhanden ist, die Schönheit und das Potenzial dessen was uns umgibt zu entdecken. Und Mut machen selbst aktiv zu werden, sich der eigenen [Mit-]Gestaltungskräfte bewusst zu werden. Denn: YOU HAVE IMMENSE POWERS.
URBANOLEKT
DIE SPRACHE DER STADT
2023; Ausstellung; Haus Hurra!; Mannheim
Urbane Materialien und Farben, sowie Streetart und Spuren der [Sub-]Kultur - eben die 'Sprache der Stadt' – sind Inspirationsquelle und der Fokus dieser Arbeit.
Der Ursprung dieser künstlerischen Arbeit liegt in der Liebe zu den Dingen und der Neugier auf den Menschen - seine Gewohnheiten, seine Ideen von der Gestaltung seines Lebens(-umfeldes) und seinem Umgang mit seiner Umwelt.
So kann diese künstlerische Arbeit auch gleichzeitig als die Arbeit eines Entdeckers oder die eines Ethnographen verstanden werden, der in einer Art Feldforschung eine bestimmte Kultur dokumentiert und analysiert.
Die Aufgabe eines Forschers oder eines Künstlers besteht also darin, die bereits vorhandenen Dinge aus der Wirklichkeit zu nehmen und zu bündeln, um dadurch ein neues Verständnis für die Dinge und ihre Zusammenhänge zu bekommen, sie aus dem Unbewussten ins Bewusste zu holen.
Ausgangsmaterial dieser Arbeiten sind Fundstücke und Eindrücke, gesammelt auf Streifzügen durch die Stadt.
Die Arbeiten sind Reaktionen auf das was da ist; es eine Art Spiel mit dem Vorhandenen; ein Dialog mit urbanen Lebensraum.
Das „Haus HURRA! ist eine Initiative von barac Mannheim, um dem Leerstand in der Innenstadt Einhalt zu gebieten, Kunst und Kultur in der Innenstadt zu verankern und dadurch einen barrierefreien Dialog zu ermöglichen.“ [https://www.kunstbuero-bw.de/de/call/barac-mannheim-haus-hurra/; Stand: 20.07.2023] https://www.instagram.com/haushurra/
Damit scheint das Haus HURRA! wie für die Werkreihe URBANOLEKT gemacht zu sein. So werden die Werke, die aus dem Dialog mit Stadt geboren sind, wieder in die Mitte dieser zurückzuführen, um damit erneut in einen Dialog zu treten. Zudem korrespondiert die Gestaltung des Ausstellungsraumes, mit den Baustahlgittern an den Wänden, mit den urbanen Werkmaterialien.
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Collagen aus Plakatfetzen von Litfaßsäulen, Wellpappe und Sperrholzresten vom Bau, die mit Farbe und Schrift – dem Tag URABANOLEKT – ergänzt wurden. Im Graffiti-Jargon ist „Tag“ ein Signaturkürzel, die sich in der ganzen Stadt wiederfinden lassen; es repräsentiert den eigenen Style und ist gleichzeitig eine Art „Reviermarkierung“; somit findet durch das Taggen der Collagen noch einmal eine Aneignung des gefundenen Materials statt.
Linkerhand des Eingangs hängen kleine Objekte, Assemblagen aus Palettenholz, Baustoffen, Pappe und Plakatresten. Durch Farbe, Tags und das Arrangieren und Zusammenfügen der unterschiedlichen Formen und Materialien, spiegelt sich hier der Dialog mit den urbanen Fundstücken wieder. Die Wand ist mit weiß gestrichenem Holz von Paletten verkleidet, zum einen um eine andere Raumwirkung zu erschaffen, zum anderen um für die Assemblagen einen Hintergrund zu kreieren, der ihren Ausdruck und Ästhetik unterstreicht und bestärkt.
Ein drehbarer Kartenständer ragt in den Raum hinein. Er ist bestückt mit Werken in passendem Kartenformat. Hier werden insbesondere die Themen Stadt und Dialog nochmals aufgegriffen und verdeutlich. Die Werke der Reihe gleichen Ansichtskarten; so zeigt jedes Einzelne Werk eine „Betrachtungsweise“, eben eine „Ansicht“ von der Stadt. Sie sollen auch zum Dialog einladen; so dienen Ansichtskarten per se dazu anderen zu zeigen, wie ein Ort aussieht, mit anderen in Austausch über das Gesehene zu kommen. Des Weiteren befindet sich an der Wand ein Schaukasten - ebenfalls gebaut aus Palettenholz - in dem ein „URBANOLEKT“ ausgestellt ist. Das „zur Schaustellen“ rückt das gewöhnlichen Alltagsmaterial [aus dem das Werk besteht] in neues Licht, macht das Gewöhnliche zu etwas Besonderem.
Mitten in der Stadt, stellt die Stadt sich selbst zu Schau. Die Schaufensterscheiben des Ausstellungsraumes gleichen einem Vergrößerungsglas, welches das, was sich unmittelbar davor befindet, im Inneren potenziert darstellt. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Umgebung birgt die Chance in sich, ein breitgefächertes Verständnis für die Dinge und ihre Zusammenhänge zu bekommen und schafft damit eine gute Basis, um in einen fruchtbaren Dialog mit dem [urbanen] Lebensumfeld zu treten.
NOTATIONSVERSUCHE
2022; Installationsarbeit im Rahmen des Heidelberger Kunstfestivals ArtOrt ´22 – Urban Paradies YIMBY; Heidelberg
Raum I:
Repräsentiert das Urbane. Die Metalltreppe hinabsteigend kommt man in einen Raum mit der Atmosphäre, die der einer Unterführung gleicht - Fliesen, Metallstützen, Rohre, Beton; funktional, nüchtern, wenig einladend . Ein ‚Nicht-Ort‘ im Sinne des französischen Ethnologen Marc Augé; ein reiner Transitraum, ohne menschliche Interaktion. Orte, die, so Augé, überall in der modernen Gesellschaft entstehen. Unterstützt wird die Aura, eines vergessenen, gemiedenen Ortes, durch im Raum arrangierte Straßenlaternen.
Doch oft werden diese ‚Nicht-Ort‘ nur fälschlicherweise als tote Räume wahrgenommen. Der urbane Raum, Straßen, Häuser, insbesondere Laternenpfähle und die Wände von Unterführungen, bieten viele Möglichkeiten zur Handlung und Gestaltung, denn sie dienen als Kommunikationsfläche.
So sind auch hier die Wände mit Worten und Zitaten ‚bekritzelt‘, mit dem im urbanen Kontext und in der Urban Art oft genutzten Gestaltungsmittel - Tape.
Das ‚Markieren‘ eines Platzes, ist den meisten Lebewesen ein zutiefst innewohnendes Bedürfnis. In erster Linie ist es an solch einem ‚Nicht-Ort‘, die Konfrontation mit der eigenen ‚Nichtigkeit‘, die geradezu ein Schaffen eines Gegenübers durch ein Bild oder durch Schrift, zur Rückversicherung der eigenen Existenz provoziert; des Weiteren das Bedürfnis eines Menschen mit anderen in Kontakt zu treten, um eben als solcher, als Mensch, als Individuum wahr genommen zu werden. So wird gerade der vermeintliche Nicht-Ort zur Kommunikationsstätte.
Raum II:
Repräsentiert das Paradies.
Paradies, häufig synonym verwendet für Natur oder den Garten/ Garten Eden.
Die Natur hat sich den Raum zurückerobert und nimmt den Raum ein; großformatige, stilisierte, aus Pappe gefertigte Pflanzenblätter hängen von der Decke.
Die Natur erobert sich den Raum zurück. Jedes Blatt ein ‚Individuum‘. Kein Blatt gleicht dem anderen, so wie jedes Blatt in der Natur seine individuelle Form hat; welche die Biographie, das Erlebte dessen widerspiegelt. Das konkret Erlebte bleibt verborgen in der Form, der erfolgreiche ‚Sieg‘ über die wiederfahrenen Widrigkeiten, wird jedoch durch die reine Existenz anschaulich.
Raum III:
Gleicht einem Versuchslabor. Hier findet eine künstlerische Annäherung mittels urbaner und natürlicher Materialien, so wie durch unterschiedliche Techniken, an die Begriffe – Urban, Paradies, Stadt, Natur, Kultur, Soziokultur, Soziale Plastik, Mensch, Kunst, Leben, Sosein – statt.
Der ehemalige Werkstattraum des Autohauses, wird zum Forschungslabor.
Urban, im Sinne vom Mensch geschaffenen Materialien und Strukturen, trifft auf die rohe, schier unbändige Kraft und Ästhetik der Natur, das Paradies.
Welche Formen und Strukturen gibt es? Was können wir von der Natur lernen? Wo lassen sich Überschneidungspunkte finden?
Durch die Arbeit mit Projektoren und Lichtobjekten entsteht ein Spiel aus Licht und Schatten, ein Spiel mit urbanen und natürlichen Anatomien, sowie einem Spiel zwischen projizierten und raumgegeben Strukturen.
Nach dem deutschen Philosophen Novalis, ist Spielen ein Experimentieren mit dem Zufall.
Als Zufall bezeichnet man gemeinhin das Zusammentreffen, beziehungsweise die Überlagerung, von zwei Ereignisketten, an deren Schnittstelle man sich absichtslos befindet.
Der Zufall hängt also davon ab, was man erwartet. Er spielt mit dem Überraschungseffekt oder besser gesagt mit der eigenen Unwissenheit.
Mit eben dieser 'eigenen Unwissenheit' dem Unbewussten arbeitet die Kunst eng zusammen; dadurch ist es ihr möglich, festgefahrene gesellschaftliche Werte und Vorurteile aufzuspüren, sie zu hinterfragen und durch künstlerisches Tun umzugestalten, zu verändern und zu bereichern.
So kann diese Arbeit auch im Sinne des ‚erweiterten Kunstbegriffes‘ und der sozialen Plastik nach Beuys verstanden werden.
Ebenfalls der Beuyschen Idee folgend, wird hier jeder Mensch als Künstler verstanden, der mit seinen Fähigkeiten und seinem Sein in die Gesellschaft, in den Ort, die Stadt in der er lebt, einwirkt.
Ein großformatiger, grobgedruckter Schwarzplan von Heidelberg hängt an der Wand. Der Schwarzplan einer Stadt gleicht in seiner Ästhetik der Struktur eines Blattes. Keine Stadt gleicht der anderen, so wie jedes Blatt in der Natur seine individuelle Form hat, gilt dies auch für Städte. In Stadtplänen spiegelt sich die Biographie und das Erlebte dieser wieder.
So lässt diese Installation das ‚Erbgut‘ von Heidelberg anschaulich werden, welches die Grundstruktur für das Leben und Wirken hier bildet.
Im ‚Forschungslabor‘ wird die Annäherung an die Begriffe - Urban, Paradies, Stadt, Natur, Kultur, Soziokultur, Soziale Plastik, Mensch, Kunst, Leben, Sosein – gezeigt und dokumentiert. Es bleiben Versuche die Begriffe in einer Notation festzuhalten, denn sie befinden sich in stetem Wandel. Dadurch verweisen sie auf die Notwendigkeit sich immer wieder der eigenen Herkunft, der eigenen Fähigkeiten, dem eigenen Sein bewusst zu werden. Aber auch der damit einhergehenden Verantwortung für die Gesellschaft und die Natur, aus der wir kommen und in und mit der wir leben.
In diesem Sinne ist 'Notationsversuche' eine Aufforderung sich und die Welt auf spielerische Weise zu erleben; sich das eigene (Urbane) Paradies zu erschaffen.
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Alles was der Mensch treibt kultiviert ihn. Johann W. Goethe
You have immense powers. Repurpose this empty lot. Transform it into something that will help the planet.
Keri Smith
Die Charakteristik einer Person, einer Pflanze, aller Lebewesen ist immer eine Botschaft aus der biographischen oder evolutionären Vergangenheit und berichtet durch ihre spezifischen Eigenschaften von einer erfolgreichen Strategie oder Lösung, welche das Überleben oder den Umgang mit kritischen Situationen ermöglichten.
Jedes Blatt ist in diesem Sinn die beste Form.
Jorinde Voigt
We often forget that we are nature. Nature is not something separate from us. So when we say that we have lost our connection to nature, we’ve lost our connection to ourselves.
Andy Goldsworthy
Kreativität [...] muß zum Lebensprinzip werden. Der frei kreative Mensch ist Grundlage und Baumeister der neuen Gesellschaft.
Joseph Beuys
WELTENHÖRER
Dem Klang der Welt lauschen.
2015; Mixed Media; Kurzperformance; Schwäbisch Hall
677270798284
2011; Installationsarbeit; Nürtingen
Die Geschichte des sonderbaren Herrn Fort.
[…]und hatte nun eine winzige Rente, die ihm endlich erlaubte sich ausschließlich seiner Leidenschaft zu widmen: dem Sammeln von Notizen über unwahrscheinliche und doch bestätigte Ereignissen.
[…] er sammelte fünfundzwanzigtausend derartiger Notizen, die er in Pappkästen einordnete. Tatsachen, die kaum publik gemacht, schon wieder der allgemeinen Gleichgültigkeit zum Opfer gefallen waren. Aber immerhin Tatsachen. Er nannte diese Sammlung sein 'Senatorium der überspannten Zufälle'.
Er hatte das Gefühl, als stiege aus seinen Zettelkästen ein 'wahres Geschrei des Schweigens' auf. er war von einer Zärtlichkeit für diese ungehörigen Fakten erfasst, die aus dem Bereich des Bewusstseins verbannt waren und denen er gewissermaßen einen Liebesdienst erwies, in dem er sich aufhob und einordnete.
'Kleine Hürchen, Knirpse, Krüppel und Possenreißer sind sie; und doch hat dieser sonderbare Zug der da vor meinen Augen vorüberzieht, die eindrucksvolle Realität von Dingen, die geschehen, immer wieder geschehen und nicht aufhören zu geschehen'.
[aus Louis Pauwels & Jacques Bergier: 'Aufbruch ins dritte Jahrtausend']
ZEIT
2008; Installationsarbeit; Nürtingen